188. Treffen der Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark e.V. im Kolonisten- und Spinnerdorf Freienthal

Ortschronisten der Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark e.V. stehen vor dem Freienthaler Bethaus

Von Angela Schneider

Am 16. September 2020 traf sich die Chronistenvereinigung des Landkreises Potsdam-Mittelmark in Freienthal, einem Ortsteil der Gemeinde  Planebruch im Amt Brück, zum 188. mal.

Im geräumigen, idyllisch am Rande der Belziger Landschaftswiesen gelegenen Gemeindezentrum wurden sie vom Ortsvorsteher, vom Amtsdirektor und natürlich vom organisierenden Mitglied Andreas Koska herzlich willkommen geheißen. Stolz ist man auf den kleinen Ort, der 2004 seine 250 Jahrfeier beging, und auf seine Bewohner, die für das Jubiläum so manches in Erinnerung brachten.

Geschichten der Brücker Ortschronistin Karin Hanusch

Als im Anschluss an die amtlichen Worte Karin Hanusch, Buchautorin und Ortschronistin aus Brück, ihre Geschichten vorlas, sah man sie ziehen, die Kolonisten, die sich 1754 von Friedrich II. ins gelobte Land locken ließen. Ihre ganze Habe auf Handwagen, vielleicht einem geliehenen Gespann, machten sie sich mit ihren Familien auf den Weg – aus Sachsen, dem Fürstentum Anhalt-Zerbst, aus Böhmen, Schlesien, Mecklenburg und Polen, um in preußischen Landen eine neue bessere Heimat zu finden.

Was hatte man ihnen nicht alles versprochen, bevor sie sich auf die lange mühsame Reise machten, für kaum einen gab es ein Zurück. Glaubensfreiheit, Befreiung von Kriegsdiensten und Steuern, Haus, Garten, Vieh. Wie enttäuschend für viele die Ankunft. Die kleinen Fachwerkdoppelhäuser mit Strohdach aufs einfachste errichtet, ohne Fundamente, ohne massive Decken, oft nicht einmal fertiggestellt. Von den ohnehin begrenzten königlichen Mitteln für den Bau der Häuser hatten beauftragte  Beamte  Mittel und Wege zur Einsparung gefunden. Angelegt wurden die Kolonistendörfer auf kaum genutztem Ödland, oft inmitten oder am Rande von Sümpfen. Entsprechend mühsam, hier eine Landwirtschaft aufzubauen. Dazu Feindlichkeiten aller Art von den Ansässigen, denen man das Weideland, wenn auch schlechtes, einfach entzogen hatte.

Ortsrundgang mit viel Geschichte – Autorin Bärbel Krämer

Recht anschaulich beschreibt ein Brief die Lage der Neuansiedler in Freienthal noch 10 Jahre nach ihrer Ankunft,  den Oberamtmann Steinert aus Lehnin an den König gerichtet am 4. August des Jahres 1764 aufsetzte

 „Wenn in einem wohl eingerichteten Gemeinwesen neue Familien und Gesellschaften angesetzt werden, welche mit vereinigten Kräften ihr Brot verdienen, ihre Glückseligkeit befördern und zum Besten und der Wohlfahrt des Landes nach allen Möglichkeiten auch was Nützliches beitragen sollen, so ist auch ein Bethaus nötig. Weder Schulanstalt noch Kirche sind vorhanden. In diesem jämmerlichen und beklagenswerten Zustande haben nun die 50 Familien 10 Jahre zugebracht … Gegenwärtig nun wird der Gottesdienst im Krug in der ordinären Bierstube gehalten, worinnen vorher oder hinterher getrunken, geraucht und auch wohl getanzt wurde. Wenn das Heilige Abendmahl gereicht wird, so haben die Communikanten nicht Platz in der Stube und auf dem Flur, sondern müssen auf der Straße stehen.“

Weiter schreibt Frau Kraemer:

“ Ganze 20 Jahre später – 1784 – wurde dann endlich das kleine Freienthaler Bethaus erbaut. Zu diesem Zeitpunkt noch ohne Turm, glich es äußerlich der vorhandenen Wohnbebauung. Im Jahre 1792 ließ die Gemeinde dann auf eigenen Kosten den kleinen Turm errichten. Um 1800 entstand als Anbau die Dorfschule. Beide Gebäude wurden erst um 1900 massiv ausgebaut.“

(Quelle: Bärbel Kraemer: Freienthaler Baustelle: Ein Beethaus mit einer ganz besonderen Geschichte auf MOZ.de v. 23. September 2019):

Beim am Nachmittag vom Ortsvorsteher Kabelitz geführten Ortsrundgang unter alten Bäumen zum Bethaus konnte man das bis heute sehr gesellige Freienthal erleben und bei herrlichstem Spätsommerwetter genießen.