187. Treffen der Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark e.V. in Reetz im Fläming

Die Treffen der Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark finden jedes Mal an einem anderen Ort statt. So erfahren die Mitglieder Interessantes und Wissenswertes aus den verschiedenen Dörfern und Städten des Landkreises. Jetzt hatten sie sich Reetz im Fläming als Treffpunkt auserkoren.

Dazu bot der Sensthof in Reetz ideale Möglichkeiten. Der große Vierseithof wurde 1906 erbaut. In dem Ökozentrum finden Vorträge und Veranstaltungen zum Thema Ökologische Landwirtschaft statt, und Schulklassen aus Berlin machen dort ein ökologisches Praktikum. Auch für Veranstaltungen steht der Hof offen. Die Chronisten ließen sich von Dieter Wankmüller das Land zeigen. OELALA ist der gegründete Verein für ökologischen Landbau, der sich um ökologische Bildung, Acker und Wiesen kümmert.

Dann stellte Historiker John Shreve sein geplantes Buch vor, in dem dieser sich mit dem Nationalsozialismus in Zauch-Belzig beschäftigt. Viele Recherchen in den Archiven waren dafür nötig, gleichzeitig viele Gespräche mit Zeitzeugen und Nachkommen. Berichte aus den damaligen Lokalzeitungen waren für seine Arbeit die Grundlage. Es kamen überraschende Tatsachen über die Nazizeit ans Licht. So war die Reetzer Schule das erste öffentliche Gebäude im Kreis, auf dem die Hakenkreuzfahne gehisst wurde.

Die anschließende Diskussion der Chronisten warf vor allem eine Frage auf: Hätte man das alles verhindern können? Dabei begaben sich die Chronisten auf die Suche nach Ursachen, warum es überhaupt so weit kommen konnte, und fanden diese ihrer Meinung nach schon im deutschen Kaiserreich. „Heinrich Manns Buch „Der Untertan“, beschreibt die damalige Situation sehr gut“, so die Stellvertretende Vereinsvorsitzende der Chronistenvereinigung Gabriele Eissenberger. Sie sieht den Untertanengeist der Bevölkerung als eine der Mitursachen, dass ein Großteil der Bevölkerung Hitler so bedingungslos folgte.

Der Nachmittag gehörte dann ganz Reetz. Die Vorsitzende des Dorfvereins Eva Loth führte die Chronisten zum ehemaligen Schloss Mahlsdorf. Wer das Gebäude nicht kannte, war erst einmal schockiert, denn mit einem Schloss hat es überhaupt nichts mehr zu tun. Derzeit im Privatbesitz verfällt das ehemalige Kinderheim, zu dem das Schloss gleich nach dem Krieg umgebaut und genutzt wurde, immer mehr, der einst schöne Gutspark ist völlig verwildert. Lediglich die alten Platanen zeugen noch von seiner ehemaligen Schönheit. Im nächsten Heimatkalender 2021 der Chronistenvereinigung wird es einen Beitrag zur Geschichte des Gutshauses geben, welches für die Reetzer immer nur Schloss Mahlsdorf war.

Zuletzt besuchten die Chronisten die Heimatstube. Derzeit befindet sich dort eine Ausstellung über den früheren Reetzer Schulalltag. Die Ausstellung kann nach Vorabsprache mit dem Dorfverein besichtigt werden.